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Die Geschichte des deutschen Weines

  • 20. Juli
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 20. Aug.

Alte Weinflaschen stehen in einem Regal.

 

Die deutsche Weinbranche – eine der wenigen verbliebenen kulturrelevanten Bereiche mit nennenswertem Produktionsanteil auf dem deutschen Markt – hat einige turbulente Jahre hinter sich. Während tausende Betriebe 2018 wegen der üppigen Sonnenstunden landauf- und landabwärts noch frohlocken durften, sieht die Lage heute durch eine dramatisch veränderte wirtschaftliche Großwetterlage anders aus. Aber wie kommt das?

 

Bevor man diese Frage beantworten kann, bedarf es zunächst eines Blicks in die ferne Vergangenheit, der die besonderen Rahmenbedingungen des deutschen Weinanbaus veranschaulicht. Deutschland war eine der letzten Stationen auf der Entstehungsreise des Weins durch Europa. Archäologisch nachgewiesen nahm der Wein im Kaukasus, im heutigen Georgien, vor über 8000 Jahren seinen Weg in den Rest der Welt. Von dort aus trugen fahrende Händler und Landwirte sowie die Völkerwanderungen den Wein erst nach Mesopotamien (heutiges Irak, meint die Region um die Flüsse Euphrat und Tigris), dann ins Niltal und schließlich über Griechenland nach Europa. Wein war damals scheinbar aber nicht das, was wir heute kennen: Aus Konservierungsgründen vermutet man, dass Wein zunächst als Sirup hergestellt und dann durch die Zugabe von Wasser genießbar gemacht wurde – praktisch das kulinarische Christuswunder.

 

Nachdem die Griechen und Ägypter den Wein im Zuge der Agrarrevolution und frühen Industrialisierungsbewegungen zu einem verfügbaren Massenprodukt gemacht hatten, wurde dieses legendenbehaftete Erzeugnis durch die Römer als Folge ihrer Eroberungen vor circa 2000 Jahren Stück für Stück in ganz Europa hineingetragen. Frankreich, Iberien, Germanien und sogar England begonnen alsdann, ihren eigenen Wein anzubauen. Aber gerade der deutsche Wein ist in diesem Zusammenhang bemerkenswert in seiner Entstehungsgeschichte. Heute geht man davon aus, daß die Römer im alten Germanien mit dem Weinbau begannen, weil der Transport der schweren Amphoren aus der Heimat über die Alpen für die damalige Zeit zu aufwändig und somit nicht mehr wirtschaftlich wäre.

 

So begann vor rund 2000 Jahren durch die Römer initiiert erstmalig an der Mosel der Weinbau in deutschen Landen und fand rege Verbreitung: Bis ins 16. Jahrhundert hinein war Wein aus hygienischen Gründen das Hauptgetränk der Deutschen. Werden heute rund 103.500 ha Fläche mit Weinreben bestellt, so waren es im 16. Jahrhundert noch in etwa 300.000 ha. Jede Stadt, jedes Dorf bis nach Schlesien und Westfalen betrieb damals eigenen Weinanbau. Die Qualität spielte dabei eine untergeordnete Rolle, da der Wein das unsaubere Wasser ersetzen sollte und damit ein „Funktionieren“ des Produktes im Fokus stand.

 

Der 30-jährige Krieg markierte den ersten großen Einschnitt, der das Volksgut »Wein« zu einem Komfort- und Luxusprodukt wandelte. Denn die von 1618 bis 1648 andauernde Verheerung Mitteleuropas dezimierte nicht nur die Bevölkerung um rund ein Drittel, sondern zerstörte auch rund die Hälfte der Weinanbaufläche. Eine Entwicklung, die sich bis in das 20. Jahrhundert fortsetzte, nicht nur durch Kriege: Die Reblausplage im 19. Jahrhundert stellte den Weinanbau über drei Jahrzehnte hinweg vor eine weitere existentielle Krise. Durch den Import amerikanischer Rebstöcke wurde die Reblaus mit nach Europa gebracht und dezimierte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in etwa zwei Drittel der gesamteuropäischen Weinproduktion. Diese Plage wurde erst mit der Verwendung von Propfreben nordamerikanischer Herkunft überstanden.

 

Der deutsche Wein hat sich seitdem in erster Linie durch neue Rebzüchtungen und eigene Kellertechnik relevant gehalten. Doch all das steht heute auf der Kippe. Denn seit Beginn des 21. Jahrhunderts stehen die Zeichen wieder auf Krise. Aggressive Konzerne, die das kostbare Kulturprodukt mit Maschinen- und Kredithilfe ökonomisieren wollen, eine durch die Einflüsse von Konzernen wie Google und Amazon stark veränderte Erwartungshaltung – insbesondere hinsichtlich der Preiserwartungen – der Endverbraucher sowie die wetterlichen Veränderungen der letzten Jahre werfen viele neue und oft auch existentiell relevante Fragen für die deutschen Winzer auf. Das Weingut, so wie man es sich vorstellen würde - mit ein paar Hektar Anbaufläche und als charmantes Familienunternehmen stirbt seit Jahren aus. Seit 2010 sind laut den statistischen Erhebungen in der Branche über 40% der Weingüter, die den Umfang eines reinen Familiären Gewerbes haben, pleite gegangen, haben aufgegeben oder wurden aufgekauft.


Die Aussichten sind nicht rosig: Anhaltende politische und wirtschaftliche Krisen sowie der eindeutig langfristig-gemächliche Charakter des Weinbaues gestalten den Wettbewerb in unserer schnelllebigen und vergänglichen Welt sehr schwierig. Um dem Niedergang eines der ältesten deutschen Kulturgüter entgegen zu treten, bieten wir nur Weine solcher Weingüter an, die sich ausschließlich in Familiärer Hand befinden und haben auch eine Obergrenze von 15 Hektar bestellter Rebfläche je Betrieb für die Aufnahme und den Verbleib in unserem Sortiment von Anfang an gewahrt.

 
 
 

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